Die militärische Niederlage der deutschen Heere im Herbst 1918
ließ das politische System des von Bismarck gegründeten
deutschen Kaiserreiches zusammenbrechen. In der Novemberrevolution des
gleichen Jahres wurden überall in Deutschland die Monarchen von
den Thronen gestürzt, und es entstand erstmals auf deutschem Boden
ein demokratisches Staatswesen. Diese sog. Weimarer Republik blieb
jedoch nicht zuletzt aufgrund der ablehnenden Haltung weiter Kreise des
national-konservativ gesinnten Bürgertums und der führenden
Schichten in Militär, Verwaltung, Justiz und Wissenschaft
politisch instabil. Da diese Gruppen in Göttingen
überproportional stark vertreten waren, verwundert es nicht,
dass auch die Nationalsozialisten hier sehr früh, d.h. schon in
der ersten Hälfte der zwanziger Jahre, Fuß fassen konnten
und kräftigen Zulauf hatten. Göttingen entwickelte sich
schnell zu einer ausgesprochen "braunen" Stadt, einer
Hochburg der Nazis. Die Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30.
Januar 1933 wurde von Stadt und Universität festlich begangen, am
Tage vor der Reichstagswahl vom 5. März des gleichen Jahres konnte
die SA auf dem Rathaus ungehindert die Hakenkreuzfahne hissen.
Dementsprechend reibungslos verlief die sog. Machtübernahme in der
Göttinger Stadtverwaltung: der konservative Oberbürgermeister
Bruno Jung - selbst nicht NSDAP-Mitglied - blieb zwar im Amt, die
Verwaltung folgte von nun aber uneingeschränkt den Vorgaben der
Hilter-Partei; 1938 wurde dann mit Albert Gnade ein ausgewiesener
Nationalsozialist und SS-Mann Göttinger Oberbürgermeister.
Wenn Nazi-Größen, wie SS-Führer Heinrich Himmler am 5.
Mai 1934, Göttingen besuchten, bereiteten die Bürger ihnen
regelmäßig einen begeisterten Empfang.
Weiter ...
|