Abriss der Stadtgeschichte

1 2 3 4 5 (6) 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29
Die Einwohnerschaft unserer Stadt war im Mittelalter nicht homogen, sondern rechtlich, wirtschaftlich und sozial stark gegliedert. Die politische und ökonomische Spitze der Bürgerschaft bildeten die in der Kaufgilde zusammengeschlossenen Groß- und Fernhändler. Altes Rathaus Symbolhaft für diese prominente Position war, dass die Kaufgilde während des gesamten Mittelalters ihren Sitz im Rathaus hatte, das in den zeitgenössischen Quellen daher meist auch "kophus" (Kaufhaus) heißt. Der Ausbau und die Vergrößerung des Rathauses hing im übrigen ebenfalls aufs engste mit dem wirtschaftlichen und politischen Aufstieg der Stadt zusammen. Ausgehend von dem um 1270 entstandenen bescheidenen Vorgängerbau errichtete man ab 1369 in mehreren Schritten das heutige Gebäude, ohne dass der ursprüngliche Bauplan vollständig durchgeführt werden konnte. Zu den ältesten Teilen dieses Baues zählt die alte Ratsstube, der einzige beheizbare Raum (daher die Bezeichnung Dorntze = beheizbarer Raum), in dem auch lange Zeit das städtische Archiv untergebracht war.

Die heutige Gestalt des Rathauses und vor allem seine innere Ausstattung sind entscheidend durch die historistischen Ausgestaltung geprägt, die zwischen 1883 und 1903 durch den Hannoveraner Künstler Hermann Schaper erfolgte. Hier in der Halle Ausgestaltung des Rathauses durch Hermann Schaper erinnert der Wappenfries an die Mitgliedschaft Göttingens in der Hanse, wobei diese romantische Verherrlichung späterer Jahrhunderte im Widerspruch steht zu der tatsächlich eher lockeren Verbindung Göttingens zur Hanse. Neben der Verklärung einer angeblich ruhmreichen Vergangenheit schuf Schaper auch humoristische Szenen. An der Nordwand der Rathaushalle - beziehungsreich über der Tür zur damaligen Kämmerei - ist dargestellt, wie ein eher schmächtiger städtische Kämmerer einen wohlgenährten Bürger mit den Worten "Kinder, bringet juwe tinse, bolde bolde!" ("Kinder zahlt eure Steuern, schnell, schnell!") zur Steuerzahlung mahnt.

Weiter ...