Chronik für das Jahr 1916

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3. April 1916

Fortan dürfen Speisekartoffeln nur gegen Marken entnommen werden. Anträge auf Überweisung von Kartoffeln sind an den Magistrat zu richten. Der Höchstpreis beträgt für ein Pfund 6 Pfennige, für 6 Pfund 35 Pfennige, für 50 Pfund frei Keller 3,10 Mark.

Kuchenbackverbot für Private, erhebliche Beschränkungen für gewerbliche Herstellung von Kuchen, Verbot des gewerbsmäßigen Verkaufs von Mazzes.

50 Jahre Heil- und Pflegeanstalt.

7. April 1916

Oberbürgermeister Dr. Calsow legt den Haushaltsplan für das neue Wirtschaftsjahr vor, der wiederum als Kriegsetat nach den gleichen Grundsätzen aufgestellt ist wie der vorige. Allerdings mit dem Unterschiede, daß aus 1914/15 noch ein Fehlbedarf von 73.000 Mark und die Zinsen der Kriegsanleihen für 1916 mit rund 65.000 Mark, insgesamt 120.384 Mark zu decken sind, wofür eine Erhöhung der Einkommensteuer-Zuschläge von 175% auf 195% vorgeschlagen wird. - Für Kriegsaufwendungen sind im abgelaufenen Jahre bisher bewilligt 2.080.000 Mark, verausgabt sind dafür bisher 5.267.391 Mark, vereinnahmt 3.392.445 Mark, als schon jetzt endgültig zu Lasten der Stadt verbucht 425.051 Mark, von der Nettoausgabe von 1.874.946 Mark werden als zu wesentlichen Teilen zu erstatten geführt 1.449.894 Mark. - Angesichts des Umstandes, daß am 1. Januar 1916 von rund 8660 Wohnungen nur 165 leer standen und die Bautätigkeit fast ganz zum Stillstand gekommen, spricht der Oberbürgermeister schon jetzt von einem nach dem Kriege drohenden Wohnungsmangel.

Senator Jenner teilt mit, daß für Lebensmittel pp. bisher ausgegeben wurden 1.077.000 Mark, wofür angekauft und zum Teil schon wieder abgegeben sind: 204.000 Pfund Fleischwaren, 77.000 Pfund Wurst, 82.000 Pfund Speck, 67.000 Pfund Schmalz, 30.000 Pfund Butter, 6000 Pfund Käse, 36.000 Pfund Hülsenfrüchte, 13.500 Pfund Reis, 6000 Pfund Kakao, 1000 Pfund Kunsthonig, 1500 Pfund Zucker, 305 to Heringe, 22.500 Zentner Kartoffeln, 2845 Zentner Obst, 21.950 Zentner Seife.

Das Bürgervorsteher-Kollegium spricht durch die Herren Reibstein und Schmidt seinen Dank und seine Anerkennung für die großen Leistungen der Stadtverwaltung aus. Die Hauptarbeit hat, nach Bezeugung des Oberbürgermeisters, Senator Jenner in verdienstvollster Hingabe mit seltenem Geschick geleistet.

Der am 28. November 1915 verstorbene Professor Dr. Andree hat letztwillig die Stadt Göttingen als Erbin von einem Drittel seines Vermögens eingesetzt. In der gemeinschaftlichen Sitzung der städtischen Kollegien wird die Stiftung angenommen.

17. April 1916

Bürgervorsteher Helmar Wüstefeld, verstorben, im Alter von 65 Jahren. Auch sein im Jahre 1894 verstorbener Vater gehörte im Kollegium während zweier Wahlperioden an.

Nachdem die Buttermenge am 25. Februar auf 100 g wöchentlich für Personen über 5 Jahre festgesetzt, am 23. März aber bereits auf 82 g herabgesetzt war, wurde sie heute weiter auf 50 g heruntergesetzt. Kinder unter 5 Jahren erhalten jedes Mal die Hälfte der Buttermenge, ebenso die Hälfte der Margarinemenge, die außerdem unverändert mit 50 g für Erwachsene daneben zugeteilt wird.

30. April 1916

Die Stadt im Flaggenschmuck zur Feier der gestrigen Übergabe von Kut-el-Amara. 13.000 Engländer in türkischer Gefangenschaft.

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