Chronik für das Jahr 1949

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1. September 1949

Von heute ab erscheinen die niedersächsischen Zeitungen nicht mehr nur dreimal wöchentlich, sondern, wie bis zum Zusammenbruch 1945, wieder täglich. Die Zeitungsverlage befinden sich alle in Hannover, alle geben aber besondere Bezirksausgaben heraus, und in den größeren Städten sind Lokalredaktionen eingesetzt, so auch in Göttingen. Die überparteiliche und unabhängige "Norddeutsche Zeitung" druckt ihre Gesamt- wie ihre Göttinger-Ausgabe hier in der Druckerei Bohrßen & Co., Prinzenstraße 10/12 (der Druckerei des früheren, 1943 eingegangenen "Göttinger Tageblattes" ), das Blatt der SPD, die "Hannoversche Presse", druckt ihre Göttinger Ausgabe unter den Titel "Göttinger Presse" in der Göttinger Druckerei- und Verlagsgesellschaft, Maschmühlenweg 8/10. Außer diesen beiden Zeitungen unterhält auch die "Hannoversche Allgemeiner Zeitung" (CDU) in Göttingen eine Lokalredaktion.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat sich von dem Zustand der Gräber deutscher Gefallener und Ausländer überzeugt und festgestellt, daß sich die Anlagen in guten Zustand befinden. In einem Schreiben an die Stadtverwaltung wird zum Ausdruck gebracht, daß Göttingen unter den Städten Niedersachsens, in denen es im allgemeinen schlecht um die Fürsorge der Kriegsgräber stehe, eine erfreuliche Ausnahme bilde.

In der Nacht vom 31. August zum 1. September wurde der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Göttingen Arnholdt in der Nähe der Bahnhofs von Straßenräubern überfallen und verletzt. Die Zahl nächtlicher Überfälle wächst in Göttingen immer mehr, gerade in den Bahnhofsanlagen, doch auch in den Außenbezirken ist die Unsicherheit sehr groß geworden.Die Außenviertel haben meistens überhaupt keine Straßenbeleuchtung, wodurch die Tätigkeit verbrecherischer Elemente erleichtert wird.

Eine siebente Göttinger Apotheke wurde im Haus Goetheallee Nr. 4 (Ecke Neustadt) eröffnet. Ihr Besitzer ist Apotheker Janocha aus Braunschweig, sie erhielt den Namen "Goethe-Apotheke".

Von heute an betreibt die Firma Uhlendorff eine Autobuslinie Göttingen-Klein Schneen-Elkershausen-Deiderode-Mollenfelde.

Die 1909 durch Zusammenschluß des damaligen Fußballklubs "Göttinga 07" und "Sport 08" entstandene "Spielvereinigung Göttingen e. V." besteht jetzt 30 Jahre.

4. September 1949

Das aus der alten Reithalle der früheren Wörthkaserne in der Sternstraße von Dipl.-Ing. A. Farnik aus Heidelberg neugeschaffen Stern-Theater ist als fünftes Göttinger Lichtspielhaus heute eröffnet worden. Das Theater faßt über 1000 Personen.

Auf dem Turnierplatz des ländlichen Reiterveins fand eine reichbeschickte und stark besuchte Tierschau statt, die von den Züchtern des Kreises Göttingen durchgeführt wurde und gutes Tiermaterial sehen ließ.

Vor dem Landgericht Göttingen wurde ein weiterer Prozeß gegen Eisenbahndiebe verhandelt, dessen Besonderheit darin lag, daß nicht weniger als 5 Bahn-Kriminalpolizeibeamte wegen Unterschlagung von ihnen beschlagnahmter, aus Eisenbahnberaubungen stammender Stoffe angeklagt waren.

Der Obermeister der Herrenschneider-Innung Heinrich Lips starb nach langer Krankheit im Alter von 54 Jahren.

7. September 1949

In Bonn trat heute der Bundestag, das Parlament der neuen Bundesrepublik Deutschland, zu seiner ersten Sitzung zusammen. Aus diesem Anlaß hatten öffentliche Gebäude der Stadt, wie Rathaus, Bahnhof, Hauptpost, Finanzamt die schwarz-rot-goldene Bundesfahne gehißt.

9. September 1949

Im Fridtjof Nansen-Haus in der Merkelstraße hielten dänische Friedensfreunde vom 9. bis 17. September einer Zusammenkunft ab, an der etwa 30 jüngere Männer und Frauen, je zur Hälfte Dänen und Deutsche teilnahmen.

18. September 1949

Im Alter von 65 Jahren starb der Direktor-Stellvertreter der gewerblichen Berufsschule Ludwig Vorrath, der 35 Jahre an der Anstalt tätig war und nach dem Ersten Weltkrieg auf mehrere Jahre dem Bürgervorsteher-Kollegium angehört hat.

19. September 1949

Das Freibad wurde geschlossen. Trotz der im allgemeinen ungünstigen Wetterlage des Sommers haben es insgesamt rund 150.000 Personen besucht. Mit über 6000 Badegäste erreichte der 13. Juli den Höhepunkt.

Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie fand vom 19. Bis 21. September in Göttingen statt.

22. September 1949

Der neurochirurgischen Tagung schloß sich vom 22. Bis 25. September eine solche der Gesellschaft deutscher Neurologen und Psychiater an.

Als Austausch-Schüler der Felix-Klein-Oberschule weilen zur Zeit 5 französische Schüler in Göttingen und wohnen hier bei den Eltern von Jungen, die bereits im Laufe des Sommers in Frankreich zu Besuch waren. Zwei der jungen Franzosen stammen aus Burgund und je einer aus Paris, von der Atlantik-Küste und von der Riviera.

29. September 1949

Die Oberstadtdirektoren aus ganz Niedersachsen traten im Fritjof Nansen-Haus zu einer Tagung zusammen.

Seit dem 1. Mai 1945 hat die Stadt Göttingen 3561 erholungsbedürftige Kinder in Genesungsheime verschickt, besonder berücksichtigt wurden dabei solche von Flüchtlingen. In das Kindergenesungsheim Bad Sachse kamen 1740, in das Kindergenesungsheim auf dem Hainberg 948. Das Heim des Deutschen Roten Kreuzes in Boffzen nahm 410 Kinder auf, in das Kurhaus Bad Sooden-Allendorf sind 151, in die Kinderheilstätte "Haus Sonnenblick" in Bad Salzdetfurth 230 gekommen. Außerdem wurden 25 Kinder in Quäkerheim Bockswiese (Hahnenklee), in DRK-Heim Bevensen 12, in der Heilstätte "Upstallsboom" auf Norderney 20, in der Heilstätte "Sülfmeister" in Lüneburg 20 und im Sanatorium Marienheim in Einbeck 5 Kinder untergebracht. - Die Stadt wirft alljährlich für diese Kinderverschickungen rund 130.000 DM aus.


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