Lehrerkampfbund

Die geringe Anzahl seiner Mitglieder verlangte vom ISK eine durchdachte Strategie, um seinen Einfluss geltend machen zu können. Bereits August Heißmeier war in seinem „Geheimbericht“ titulierten Schreiben aufgefallen, dass der ISK Einfluss auf den Deutschen Lehrerverein nahm: Ein drastisches Beispiel für das einfach glänzend organisierte Vorgehen Nelsons bietet die Tagung des „Deutschen Lehrervereins“ in Hamburg, Pfingsten 1925. Bis ins Einzelne waren hierfür von Nelson und seinen ihm ergebenen Lehrern die Vorbereitungen getroffen worden. Jeder hatte seine Fragen und sein Thema, über das er in den Diskussionen sprechen sollte. Genau waren alle Ausgänge des Verhandlungsraumes mit Flugblattverteilern besetzt und dergleichen mehr.1

Der Lehrerkampfbund (LKB) des ISK wurde 1924 gegründet. Sein Vorsitzender war Rudolf Küchemann (Rudolf Küchemann), seit 1907 Lehrer an der Göttinger Oberrealschule. Küchemann war seit 1923 Mitglied in der SPD und im IJB und wechselte zusammen mit den anderen IJB'lern Ende 1925 in den ISK.2 Aufgrund des starken Engagements des ISK in der Erziehungsfrage war es nur folgerichtig, dass die Organisation auch Einfluss auf die Lehrer nahm.

Im LKB waren die Lehrer unter den Göttinger ISK-Mitgliedern organisiert: Hermann Küchemann, Erna Siem, Elsa Adomeit, Heinrich Düker und Maria Kneisel. 1928 betrug seine Mitgliederzahl 40 Personen, von denen 22 ISK-Mitglieder waren. An Sympathisanten oder Lehrern, die in Kontakt mit dem Bund standen, wurden 300 gezählt.

Der Lehrerkampfbund gab unter dem Titel Politik und Erziehung eine eigene Schriftenreihe heraus.3 Diese wurde von einzelnen Publikationen ergänzt, wie z.B. der Broschüre Rettet unsere Kinder oder Lehrer wacht auf!.4

Heinrich Düker (Heinrich Düker) arbeitete regelmäßig im schulpolitischen Ausschuss des Deutschen-Lehrer-Vereins in Hannover mit. Dort bewarb er auf den monatlichen Sitzungen natürlich die ISK-Publikationen, hielt aber auch Vorträge, wie im Februar 1929 über Wirtschaft und Volksschule.

Zudem hielt der LKB auch eigene Schulungen ab, z.B. einen Kurs in Lauenstein vom 29.5.-4.6.1928, an dem 33 Lehrer teilnahmen.5 Diese Beanspruchungen konnten auch zu befristeten Suspendierungen der LKB'ler von den Verpflichtungen des ISK führen. Das Frühjahr 1928 war eine solche Zeit, ab April stand die Wiedereingliederung der beurlaubten Lehrer in die laufenden ISK-Aktivitäten an.6

Ein Handarchiv wurde ab Ende des Jahres 1931 angelegt, wobei den einzelnen Ortsgruppen verschiedene Schwerpunkte der 11 Sammlungsgebiete zugewiesen wurden (Heinrich Düker war u.a. zuständig für Veröffentlichungen von Freunden und Gegnern oder Internationale Lehrervereinigungen). Alle LKB-Mitglieder waren angewiesen, Material aus Zeitungen zu sammeln und nach Göttingen zu schicken.7 Neben diesen Aufgaben unterstützte der LKB auch die Gründung des ISK-Kindergartens in der Groner Landstraße 37b.



_____________________________________________________________________

Literatur und Quellen

Der Funke. Tageszeitung für Recht, Freiheit und Kultur. Internationaler Sozialistischer Kampfbund (Hg.), Berlin, Verlag Öffentliches Leben, 1932-1933, Archiv der sozialen Demokratie, http://library.fes.de/inhalt/digital/funke/funke.html.

Haase, Ludolf (1942): Durchbruch in Niedersachsen. Der Kampf der N.S.D.A.P. 1921/24. 2. vermehrte und verbesserte Niederschrift.

Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Druckschriften / Verschiedene Stücke: Bundestage, Treffen. Archiv der sozialen Demokratie, 4/IJB-ISK000005.

Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand: Monatsberichte 1929. Archiv der sozialen Demokratie, 4/IJB-ISK00018.

Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK): Der Funke: Tageszeitung für Recht, Freiheit und Kultur. Archiv der sozialen Demokratie. Online verfügbar unter http://library.fes.de/inhalt/digital/funke/funke.html.

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät - Personalakte Heinrich Düker. Universitätsarchiv Göttingen, UAG Kur PA Düker, Heinrich, Bd. 1.

Rüther, Martin (1998): Deutschland im ersten Nachkriegsjahr: Berichte von Mitgliedern des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) aus dem besetzten Deutschland 1945/46. Unter Mitarbeit von Uwe Schütz und Otto Dahn (Hrsg.). München: Saur (Texte und Materialien zur Zeitgeschichte).



1Haase 1942, S. 599, Geheimbericht August Heißmeyer 1926.

2Rüther 1998, S. 597.

3Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Druckschriften / Verschiedene Stücke, S. 31, 10. - 12.8.1928 1. Bundestag des ISK in Göttingen.

4Der Funke, Nr. 126, 1.6.1932, S. 2.

5Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand, S. 3, Bericht Lehrerkampfbund vom 1.1. - 10.8.1928 sowie 1.9.28 – 9.3.29.

6Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand, S. 5, Bericht über das Vierteljahr April – Mai – Juni 1929.

7Math.-Nat. Fak. - Personalakte Heinrich Düker, S. 7, 1.11.1931 - Rudolf Küchemann als Vorstand des Lehrerkampfbundes - Handarchiv des LKB.

Rainer Driever