Bekennende Kirche

Die Bekenntnisgemeinschaften konstituierten sich in der Abwehr der Deutschen Christen und der Kirchenfeinde in der NSDAP. Die Art der Gemeinschaft war eher informeller Art, ihre Intention war die eines innerkirchlichen Korrektivs.1

Eine erste organisatorische Antwort auf die Kirchenpolitik des neuen Regimes gaben Walter Künneht (Leiter der apologetischen Zentrale Spandau), Hanns Lilje (Generalsekretär der Deutsch Christlichen Studenten Vereinigung, DCSV), Martin Niemöller (Pfarrer in Berlin-Dahlem) und Theodor Heckel (Oberkonsistorialrat im Kirchenbundesamt und Leiter des Kirchlichen Außenamtes) am 9. Mai 1933 in einer (international besetzten) Pressekonferenz in Berlin. Sie propagierten die Gründung der Jungreformatorischen Bewegung. Als bewusste Gegenbewegung zur nationalsozialistisch eingefärbten Glaubensbewegung Deutsche Christen konzipiert, erhielt sie rasch zahlreiche Zustimmung. Die erste Nummer der Zeitschrift Junge Kirche, Mitteilungsblätter der Jungreformatorischen Bewegung erschien am 19. Juni 1933.2 (Junge Kirche).

Die Reaktion auf den potentiellen Unruheherd „Kirchen“ erfolgte schnell. Der Staatskommissar für die evangelischen Landeskirchen Preußens, Jäger, mahnte Ende Juni 1933, dass es unzulässig wäre, daß Proteste in lokalen kirchlichen Blättern veröffentlicht werden, oder daß gar die Geistlichen von ihrer bisherigen Behörde angehalten werden, in Gottesdiensten Proteste in Form einer Bitte um Schutz für die jetzt angeblich vom Staat bedrängte Kirche (zu, RD) sprechen. Zudem sollten kirchliche Vereine oder Gemeinschaften beobachtet werden.3

Der Landrat lud die Vorsitzenden der Kirchenkreise am 1.7.1933 zu einem Treffen, bei dem die Anweisungen des Staatskommissars erläutert wurden. Eingeladen waren aus Göttingen Stadtsuperintendent Dr. Lueder, Superintendent Lic. Peters und Konsistorialrat Wiebe (Albani) sowie Superintendent Könke aus Hann. Münden.4

Auf der Nationalsynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Wittenberg Ende September konstituierten sich Kreise der Opposition gegen die offizielle Kirchenpolitik. Im Namen von 2000 Pfarrern wurde eine Denkschrift unterbreitet, die sich z.B. gegen die landeskirchlichen Gesetze zur Beurlaubung und Amtsentsetzung von Pfarrern richtete, insbesondere gegen den Arierparagraphen. Auf der Synode wurde aber auch der der NSDASP nahestehende Königsberger Wehrkreispfarrer Ludwig Müller zum evangelischen Reichsbischof gewählt.5

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Quellen und Literatur

Altkreis Göttingen - Kirchliche Angelegenheiten; Kreisarchiv Göttingen, AK Gö 54.

Otte, Hans (1999): Die Geschichte der Kirchen. III. Die Kirchen Göttingens in der NS-Zeit. In: D. Denecke und R. von Thadden (Hg.): Göttingen: Von der preußischen Mittelstadt zur südniedersächsischen Großstadt 1866-1989: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 624–655.

Ruprecht, Günther (Manuskript, 13.07.1967): Persönliche Erinnerungen an den Kirchenkampf, Göttingen.



1Otte 1999, S. 637.

2Ruprecht 13.07.1967, S. 2.

3Altkreis Göttingen - Kirchliche Angelegenheiten, Bl. 1, 27.5.1933 - Staatskommissar für die evangelischen Landeskirchen Preußens - Funkspruch an alle Ober-Reg.- und Polizeipräsidenten in Preußen.

4Ebenda, Bl. 2, 29.6.1933 - Landrat an Pastoren sowie an Ortspolizeistelle Hann. Münden.

5Ruprecht 13.07.1967, S. 6, September 1933 - Nationalsynode Wittenberg.

Rainer Driever