Stationen der Stadtgeschichte

1833 - Gauss und Weber erfinden Telegraphen

Zeichengebender Inductor der Gauss-Weberschen Telegraphenleitung

"Zeichengebender Inductor der Gauss-Weberschen Telegraphenleitung", Fotografie von Ferdinand Lührig, ca. 1873.

"Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich, gehorsamst anzuzeigen, dass ich, zum Zwecke einer wissenschaftlichen Untersuchung, einen doppelten Bindfaden von dem mir untergebenen physikalischen Kabinet auf den hiesigen Johannisthurm und von da weiter zur Sternwarte habe aufspannen lassen ..."

Mit diesen höflichen Worten holte am 15. April 1833 der Göttinger Professor für Physik Wilhelm Weber - wohlgemerkt nachträglich - beim Göttinger Magistrat die Erlaubnis ein für ein "Unternehmen, welches nicht ohne Interesse für die Wissenschaft" war, wie er betonte. Gemeinsam mit seinem weltberühmten Kollegen Carl Friedrich Gauß war es ihm gelungen, zwischen ihren beiden Arbeitsstätten, dem physikalischen Institut bei der Paulinerkirche und der Sternwarte an der Geismarer Chaussee, den ersten über längere Zeit funktionstüchtigen elektromagnetischen Telegraphen zu bauen - der Bindfaden war dafür selbstverständlich mit Draht umwickelt worden. Mit dieser und zahlreichen weiteren, bahnbrechenden Entdeckungen trugen Gauß und Weber entscheidend dazu bei, den Ruf der Göttinger Universität als Hochburg naturwissenschaftlicher Forschung zu begründen.

Wenn es ein Zufall war, dann ein höchst beziehungsreicher, dass im selben Jahr 1833 ein siebzehnjähriger Rabbinersohn aus Kassel nach Göttingen kam, um hier als Banklehrling zu arbeiten. Dieser Israel Beer Jopsephat sollte mit Hilfe der Gauß-Weberschen Erfindung Weltruhm erlangen, als er seit 1851 von London aus unter dem Namen Paul Julius Reuter eine weltumspannende Nachrichtenagentur aufbaute, die heute zu den einflussreichsten ihrer Branche gehört.

Stadtplan mit eingezeichneter Leitungsführung: 1=Physikalisches Cabinet, 2=Johanniskirche, 3=Accouchirhaus, 4=Sternwarte

Stadtplan mit eingezeichneter Leitungsführung

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