Karl Fischbach
wurde
am 19.5.1909 in Eltmannshausen geboren. Fischbach lernte Buchbinder,
arbeitete aber später als Buchhändler. Mitte der 1920er
Jahre war Mitglied des KJVD.
Er wurde als Mitglied der KPD und
wegen des Verdachtes auf staatsgefährdende Umtriebe vom
4.4.
- 15.4.1933 in Schutzhaft genommen.1
Sein Fahrrad, Marke Westphalen (geschätzter Wert 62 RM), wurde am 17.6.1933 beschlagnahmt. Begründet wurde dies mit seiner Beteiligung an der illegalen Herstellung einer KPD-Druckschrift sowie dem Verdacht, das Fahrrad für Kurierdienste zu verwenden.2
Am
21.6.1933 wurde bei einer Haussuchung bei Fischbach im Brauweg eine
Olympia-Schreibmaschine
beschlagnahmt.3
Er selbst wurde wegen Vorbereitung zum Hochverrat in Schutzhaft
genommen.4
Bei den Vernehmungen zur Herstellung des Roten
Stürmers
(Roter
Stürmer-Urteil
31.7.1933 PDF)
war
inzwischen festgestellt worden,
dass
die
Matrizen der Ausgabe Nr. 4 bei Karl Fischbach auf einer
Schreibmaschine getippt wurden. Die Schreibmaschine gehörte
Fischbachs Schwester Elisabeth. Fischbach wurde am 5.7.1933 wieder
aus der Schutzhaft entlassen,5
danach aber in das Göttinger Gerichtsgefängnis überführt.6
Von Göttingen wurde er in das Gerichtsgefängnis Kassel gebracht. Dort wurde er am 12. August 1933 vom Oberlandesgericht Kassel zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Am 22.8.1933 wurde er aus dem Gerichtsgefängnis Kassel in das Strafgefängnis Hameln überführt. Dort sollte Fischbach eine Haftstrafe bis zum 5. Januar 1935 verbüßen, die von einer Inhaftierung im Gerichtsgefängnis Hannover vom 15.11.33 bis zum 27. Februar 1934 unterbrochen wurde.7
Dieser Aufenthalt in Hannover diente anscheinend einem anderen Prozess. Aus seiner Gefangenenkarteikarte geht hervor, dass er am 29. Januar 1934 in Hannover erneut zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt wurde, die er wiederum im Strafgefängnis Hameln absaß. Dort wurde er am 22. Oktober 1935 entlassen.8 Zur Zeit seiner Haft in Hameln waren dort neben anderen Bekannten ebenfalls Fritz Schaper, Ernst Möhring (beide KPD Göttingen) und August Fricke (KPD Einbeck) inhaftiert.9
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Literatur und Quellen:
Fricke, August (1981): Erinnerungen, Begegnungen, Erfahrungen. Ein Beitrag zur Geschichte der niedersächsischen Arbeiterbewegung. Einbeck: Selbstverlag.
Gefangenenkarteikarte Karl Fischbach: Strafgefängnis Hameln. Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86 Hameln Acc. 143/90 Karteikarte 34/249.
Gefangenenkarteikarte Karl Fischbach: Strafgefängnis Hameln. Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86 Hameln Acc. 143/90 Karteikarte 33/981.
KPD - Spezialakten betreffend die kommunistische Partei. Stadtarchiv Göttingen, Pol. Dir. Göttingen, Fach 155, Nr. 1a.
KPD Göttingen - Beschlagnahme und Einziehung des kommunistischen Vermögens. Stadtarchiv Göttingen, Pol. Dir. Göttingen, Fach 31a, Nr. 11.
Verordnung über Verhängung des Ausnahmezustandes und Schutz der Republik: Schutzhaft. Stadtarchiv Göttingen, Pol. Dir. Göttingen, Fach 31a, Nr. 2, Bd. 1.
1Verordnung über Verhängung des Ausnahmezustandes und Schutz der Republik, S. 145 und 159, Bericht Griethe, Zahl der Schutzhäftlinge, 13. April 1933.
2KPD Göttingen - Beschlagnahme und Einziehung des kommunistischen Vermögens, S. 14, Formblatt Beschlagnahmung Fahrrad, 17.6.1933.
3KPD - Spezialakten betreffend die kommunistische Partei, S. 140-140v, Bericht Ippensen, Vervielfältigungsapparat und Schreibmaschine KPD, 22.5. und 4.7.1933.
4Verordnung über Verhängung des Ausnahmezustandes und Schutz der Republik, S. 153, Bericht Ahlers, Schutzhäftlinge, vom 30.6.1933; Verfügung vom 13.3.1933, I. und II. 67.
5Ebenda, S. 169.
6Ebenda, S. 155v, Bericht Ahlers, Schutzhäftlinge, vom 14. Juli 1933.
7Gefangenenkarteikarte Karl Fischbach, S. 1.
8Ebenda, S. 1.
9Fricke 1981, S. 44, Fricke - Gefängnis in Hameln, Beschreibung Umstände Haft.
Rainer Driever