Friedrich Henze
wurde am 1.9.1882 in Hannover geboren. Er war verheiratet und wohnte mit seiner Familie in der Herzberger Landstraße.1
Nach dem Besuch einer weitergehenden Schule in Hannover arbeitete Henze als Landmesser. Beruflich ging er 1908 nach Deutsch-Südwestafrika und nahm dort auch an Kampfhandlungen im Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg wurde Henze von den Engländern in Südwest-Afrika noch bis 1928 beschäftigt. Dann folgte er seiner Familie nach Göttingen, wohin diese bereits 1923 übersiedelt war. Politisch engagierte sich Henze zunächst in der Demokratischen Partei, dann in der Staatspartei bis zu deren Auflösung.
Nach
der Machtübertragung fiel Henze politisch nicht auf. Einer
seiner Söhne allerdings stand dem ISK nahe und machte Henze auch
1935 mit Heinrich Westernhagen bekannt. Westernhagen wurde ihm so als
Messgehilfe empfohlen. Zu zwei Gelegenheiten schien Westernhagen
Henze im Herbst 1935 Flugschriften mitgebracht zu haben: eine ältere
und deswegen nicht illegale sozialistische Broschüre sowie eine
Ausgabe der Reinhart-Briefe.
Dafür entrichtete Henze einen kleinen Geldbetrag. In der Anklage
wurde Henze zudem vorgeworfen, Westernhagen 20 RM übergeben zu
haben (Unterstützung
einer staatsfeindlichen Organisation).
Henze gab in seiner Vernehmung an, den Betrag als Vorschuss auf den
fälligen Arbeitslohn geleistet zu haben. Dieser wurde zudem mit
einem Scheck bezahlt, also in einem für eine Geldübergabe
für konspirative Zwecke doch etwas ungewöhnlichen
Verfahren. Dass Westernhagen den Betrag Fritz Körber
weitergegeben hat, bewies nicht die Spende
zu politischen Zwecken.
Die entgegengenommene Flugschrift habe er vernichtet, gab Henze im
Verfahren an. So wurde er am 29.4.1936 vor dem Strafsenat des
Oberlandesgerichts Kassel freigesprochen.2
(Urteil-29.4.1936
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Quellen
Gefangenenpersonalakte Gustav Funke: Strafgefängnis Hameln. Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86a Hannover Acc. 2000/057 Nr. 195.
Nachlass Arthur Levi : Anklageschrift 9.3.1936; Fritz Körber. Stadtarchiv Göttingen.
1Nachlass Arthur Levi 09.03.1936, S. 1, 9.3.1936 - Generalstaatsanwalt Kassel - Anklageschrift, S. 1.
2Gefangenenpersonalakte Gustav Funke, S. 28-29, 29.4.1936 - Urteil des Strafsenats des Oberlandesgerichts in Kassel, S. 28-30.
Rainer Driever