Gustav Funke

wurde am 21.12.1897 in Göttingen geboren. Funke war verheiratete und arbeitete als Elektromonteur bei der Göttinger Firma Phywe. Er wohnte in der Jüdenstraße 3.

1916 wurde Gustav Funke eingezogen, 1917/18 war er in Flandern eingesetzt und wurde später zur Schießschule einer Fliegerabteilung kommandiert. Er fand nach dem Krieg wieder Arbeit und trat 1919 in den Deutschen Metallarbeiterverband ein. Von 1923 bis 1925 war er Mitglied der SPD und bekleidete den Posten eines Unterkassierers. Zudem gehörte er von 1920 - 1927 der Freien Turnerschaft an. Anfang des Jahres 1926 wechselte er zum ISK, wo er auch als Kassierer fungierte. In dieser Eigenschaft taucht er auch im Bericht des SA-Mitglieds Heißmeyer von 1926 auf.1 (Bericht PDF) In den ISK-Monatsberichten wird er als Kursteilnehmer genannt, z.B. von Rednerkursen.2 Zudem diente er als Verbindungsmann zur Freien Turnerschaft.3 Ab 1930 wurde Gustav Funke auf Vorschlag des Göttinger Gewerkschaftskartells „ehrenamtlicher Arbeitsrichter“ (Neben dem hauptamtlichen Richter fungierten in den Arbeitsgerichten je ein Vertreter von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite. Diese beiden werden über Vorschlagslisten der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände bestimmt.)4

An der illegalen Arbeit des ISK in den Jahren 1933-1935 nahm Funke anscheinend nicht oder nur wenig auffällig teil. Er hielt aber die Verbindung zu seinen ISK-Freunden.

Am 17.1.1936 wurde Funke wegen Vorbereitung zum Hochverrat in das Gerichtsgefängnis Göttingen eingeliefert und am 23.4.1936 an das Gerichtsgefängnis Kassel überwiesen.5 Dort fand am 28./29.4.1936 der Prozess gegen 14 ISK-Leute statt. (Urteil-29.4.1936 PDF)

Urteilsrelevant wurden seine Verbindung zu Heinrich Westernhagen sowie der Umstand, dass er von diesem im Sommer 1935 illegale Druckschriften erhielt und dafür einen Geldbetrag entrichtete. In der Begründung seines Urteils über 10 Monate Gefängnis wegen Beihilfe zur Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens hieß es: Kannte der Angeklagte auch Sinn und Zweck der Flugschrift und beurteilte er auch die Tätigkeit Westernhagens als die eines Mannes, der den Plänen des verbotenen ISK die Wege ebnen helfen wollte, so kann doch dem Angeklagten nicht nachgewiesen werden, dass er nach diesen beiden mehr zufälligen Zusammentreffen mit Westernhagen selbst wieder für die Ziele des ISK mitarbeiten wollte (…). Jedenfalls aber hat er bewusst und gewollt die hochverräterischen Umtriebe Westernhagens unterstützt und ist damit der Beihilfe zur Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens nach §§ 83 Abs. III, 49 StGB. schuldig.6

Bis zum 6.5.1936 war Funke noch in der Strafanstalt Kassel-Wehlheiden inhaftiert, dann wurde er an das Gerichtsgefängnis Hannover überwiesen.7 Noch im Frühsommer 1936 wurde er in die anstaltseigene Gefangenenarbeitsstelle in Ahlen-Falkenberger-Moor versetzt.8 20 Briefe schrieb Gustav Funke nach Hause, bevor er am 19.11.1936 nach Göttingen entlassen wurde.9

Nach seiner Entlassung nahm ihn sein alter Arbeitgeber Phywe nicht mehr auf. Nach einer Zeit der Arbeitslosigkeit kam er bei der Göttinger Firma Steidel unter.10



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Quellen

Gefangenenpersonalakte Gustav Funke: Strafgefängnis Hameln. Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86a Hannover Acc. 2000/057 Nr. 195.

Haase, Ludolf (1942): Durchbruch in Niedersachsen. Der Kampf der N.S.D.A.P. 1921/24. 2. vermehrte und verbesserte Niederschrift.

Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand: Monatsberichte 1929. Archiv der sozialen Demokratie, 4/IJB-ISK00018.

Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand: Monatsberichte 1927. Archiv der sozialen Demokratie, 4/IJB-ISK00014.

Karteikarten Popplow-Box. Stadtarchiv Göttingen, Dep. 77 II, Nr. 110.

Nachlass Arthur Levi: Anklageschrift 09.03.1936; Fritz Körber. Stadtarchiv Göttingen.



1Haase 1942, S. 598, Geheimbericht August Heißmeyer 1926.

2Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand, S. 4, Monatsbericht März 1929.

3Internationaler Jugend-Bund (IJB) / Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK), Aktengruppe: ISK, Korrespondenz A (1925-1933), ISK-Untergliederungen an ISK-Bundesvorstand, S. 6, Monatsbericht Juni 1927.

4Nachlass Arthur Levi 09.03.1936, S. 8, 9.3.1936.

5Gefangenenpersonalakte Gustav Funke, S. 40, 17.1.1936 - Gerichtsgefängnis Göttingen- Einlieferung Funke.

6Ebenda, S. 25, 29.4.1936 - Urteil des Strafsenats des Oberlandesgerichts in Kassel, S. 25-26.

7Gefangenenpersonalakte Gustav Funke, S. 39, 6.5.1936 - Gustav Funke in Strafanstalt Kassel-Wehlheiden.

8Ebenda, S. 42, 23.7.1936 Generalstaatsanwalt an Gefangenenarbeitsstelle in Ahlen-Falkenberger-Moor - Gustav Funke.

9Ebenda, S. 1, 6.5.1936 - Personalakte Gustav Funke Strafgefängnis Hameln.

10Karteikarten Popplow-Box, S. 11, Funke, Gustav.

Rainer Driever