Stationen der Stadtgeschichte

1918 - November-Revolution

Ausziehende Soldaten in der Weender Straße Als Folge seiner Niederlage im Ersten Weltkrieg ging das 1871 von Bismarck geschaffene deutsche Kaiserreich in der November-Revolution des Jahres 1918 unter. Im bürgerlichen Göttingen verlief der Umsturz zwar weitgehend in geordneten Bahnen - aber immerhin: Am 9. November fand eine stark besuchte Volksversammlung im Bürgerpark statt, ein Soldaten- und Volksrat wurde gewählt und eine Resolution verabschiedet. Am folgenden Tag hisste der Arbeiter Willi Kretschmer auf dem Rathaus die rote Fahne. Tatsächlich aber änderte sich zunächst nicht viel, und die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Georg Calsow konnte nahezu ungestört weiterarbeiten. Im folgenden Jahr dann erwuchs aus der Revolution die Weimarer Republik, der erste demokratische Staat auf deutschem Boden.

Begonnen hatte der Krieg im August 1914 unter ganz anderen Vorzeichen. Die Kriegsbegeisterung war auch in Göttingen groß, und sicher die meisten Menschen dachten wie der Weender Pastor Otto Wilhelm Held, der über den Auszug des 82er Regiments in seinem Tagebuch notierte: "Die Soldaten sangen fröhlich [...] ja das stärkte das Herz, als man diese fröhlichen, festen Leute sah, wer will da noch Furcht haben [...] Das sind Stunden seliger Freude, seliger Begeisterung."

Im Bewusstsein dieser Begeisterung empfanden zahlreiche Deutsche und nicht zuletzt viele Göttinger Niederlage und Revolution als demütigende Schande und wurden so fast zwangsläufig zu Gegnern der jungen Demokratie. Unter anderem daran ist die Weimarer Republik schließlich zugrunde gegangen.

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