Stationen der Stadtgeschichte

1734 - Ausbau der Infrastruktur

Rückansicht des Universitäts-Reitstalls Für Verwaltung und Bürgerschaft in Göttingen bedeutete die Gründung der Universität zunächst und vor allem eine gewaltige Herausforderung. Die Stadt, die im Jahr 1733 etwa 4700 Einwohner gezählt hatte, musste nun durchschnittlich 50 Gelehrte und 600 Studenten aufnehmen – auf heutige Verhältnisse übertragen würde das den plötzlichen Zuzug von ca. 18000 Personen bedeuten. Aber es ging nicht nur um die Menschen, ihre Unterbringung und Versorgung.

Die neue Hochschule benötigte, zumal wenn sie erfolgreich sein wollte, eine andere und in weiten Teilen neue Infrastruktur. So wurden denn im Oktober 1735 Straßenlaternen aufgestellt, das Pflaster erneuert, zahlreiche Wohnhäuser errichtet oder renoviert und neue Straßen angelegt, wie insbesondere seit 1737 die heutige Goetheallee. Vor allem aber setzte eine intensive Bautätigkeit ein, die das Gesicht Göttingens schnell und durchaus zu seinem Vorteil veränderte: Als erster wirklicher Neubau der Universität entstand in den Jahren 1734-1736 der Reitstall mit anschließender Reitbahn, der vor allem das zahlungskräftigen Publikum aus adeligem Hause anlocken sollte. Es folgten - eingedenk der "unruhigen Studenten" - 1735 eine neue Polizeistation, 1737 die Londonschänke, das heutige Michaelishaus, und 1785-1790 das sog. Accouchierhaus, in dem die 1751 gegründete erste Frauenklinik Deutschlands untergebracht wurde. Ältere Bebauung und große Teile der ersten Stadtmauer mussten den Neubauten weichen. Die Stadt "boomte" und opferte dabei viel Altes. War es Ironie der Geschichte, dass der Reitstall 1968 einem neuen Boom zum Opfer fiel?

Abriss des Universitäts-Reitstalls 1968
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