Stationen der Stadtgeschichte

1597 - Pest in Göttingen

Über die längste Zeit der Geschichte war das Leben der Menschen in Göttingen, wie überall in Europa, nicht "sicher" in unserem heutigen Sinn. Krankheit, Armut und Tod standen ständig jedermann vor Augen, denn es gab nur wenige Einrichtungen, um die Kranken von den Gesunden zu trennen. Ein Beispiel dafür war das Spital St. Bartholomäi auf dem Gelände des gleichnamigen Friedhofs, das zur Aufnahme von Leprakranken diente. Insbesondere Krankheit und Tod waren zudem eine immerwährende Bedrohung, denen Mann, Frau und Kind nahezu schutzlos ausgeliefert waren.

"Krankensaal", Holzschnitt um 1500 Nicht die einzige, wohl aber die gefürchtetste Seuche war die Pest, die seit ihren ersten Zügen durch Europa in der Mitte des 14. Jahrhunderts die Menschen in Angst und Schrecken versetzte. Göttingen wurde im Jahre 1597 von einer der schwersten Pestepidemien seiner Geschichte erfasst, die innerhalb weniger Monate ca. 2000 Personen - also ungefähr 30 Prozent der Einwohnerschaft - dahinraffte. Auf die heutige Stadtgröße übertragen würde das den Tod von knapp 40000 Menschen bedeuten.

Nachdem die Pest im Jahre 1611 erneut ausgebrochen war, suchte die Seuche Göttingen 1626 zum letzten Mal heim. Damals tobte der Dreißigjährige Krieg zwischen Katholiken und Protestanten, so dass sich diesmal unter den wiederum ungefähr 2000 Toten zahlreiche Flüchtlinge befanden, die hinter den Mauern der Stadt Schutz gesucht hatten. Angesichts des unvorstellbaren Elends, das sich hinter diesen dürren Zahlen verbirgt, wird die Inbrunst verständlich, mit der die Menschen jener Zeit Trost im Glauben suchten.

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