Gerhard Leibholz (1901 - 1982)

Jurist

Gedenktafel

Gerhard Leibholz Gerhard Leibholz wurde am 15. November 1901 in Berlin als Sohn jüdischer Eltern geboren, selbst aber christlich getauft. Er studierte Rechtswissenschaft und politische Ökonomie, wurde promoviert und erhielt 1929 seinen ersten Lehrstuhl in Greifswald. 1931 folgte er einem Ruf an die Universität Göttingen. Aus "rassischen" Gründen wurde Leibholz seit Machtantritt der Nationalsozialisten verfolgt, erhielt Vorlesungsverbot, wurde 1935 in den Ruhestand versetzt und wanderte 1938 mit seiner Familie - er war mit der Zwillingsschwester des bedeutenden Theologen und NS-Gegners Dietrich Bonhoeffer verheiratet - nach England aus. Seit 1947 lehrte er, neben zahlreichen auswärtigen Lehrverpflichtungen, wieder in Göttingen und gehörte von 1951 bis 1971 dem zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts an. Gerhard Leibholz verstarb am 19. Februar 1982 in Göttingen.

Sei Beginn seiner wissenschaftlichen Tätigkeit beschäftigte sich Gerhard Leibholz mit dem Gedanken der Volkssouveränität und der Gleichheit der Menschen in Bezug auf politische Rechte und Pflichten. Seine Dissertation zum Thema "Die Gleichheit vor dem Gesetz" zählt zu den Standartwerken in der politisch-juristischen Diskussion um die demokratische Staatsform. Daran anknüpfend sah er in seiner Tätigkeit beim Bundesverfassungsgericht die Möglichkeit, die Rechtsprechung in der jungen Bundesrepublik im demokratischen Sinne mitzugestalten und am Aufbau einer freiheitlich-demokratischen Verfassung in Deutschland mitzuwirken. Insbesondere hat Leibholz in zahlreichen Publikationen die Stellung und die Aufgaben von Parteien und Parlamenten in der Demokratie untersucht und begründet. Während seines Exils in England bemühte er sich gemeinsam mit dem Bischof von Chichester George Bell um die Anerkennung der Leistungen des deutschen Widerstandes und die Beendigung der Flächenbombardements auf die Zivilbevölkerung.


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