Max Raphael Hahn (1880 - 1942)

Unternehmer und Vorsitzender der jüdischen Gemeinde

Gertrud Hahn (1893 - 1941)

Vorsitzende des Schwesternbundes der Moritz-Lazarus-Loge

Gedenktafel

Max Raphael und Gertrud Hahn Max Hahn wurde am 22. April 1880 als Sohn des jüdischen Kaufmanns Raphael Hahn in Göttingen geboren. Seit dem 20. Juni 1917 war er verheiratet mit Gertrud geb. Lasch (geb. 14. Juli 1893 in Halberstadt). Max Hahn war mit seinem Bruder Nathan Hahn Besitzer der "Rohhäute- und Fellgroßhandlung Raphael Hahn Söhne OHG" und der "Gallus Schuhfabrik GmbH". Sie gehörten zu den bedeutendsten Unternehmern in Göttingen und waren die mit Abstand vermögendsten und angesehensten Mitglieder der Göttinger jüdischen Gemeinde. Max Hahn amtierte zudem lange Jahre als Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, seine Gattin war zeitweise Leiterin des Schwesternbundes der karitativen Moritz-Lazarus-Loge.

Wie alle jüdischen Bürger Deutschlands war auch das Ehepaar Hahn nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wachsender Verfolgung ausgesetzt. Ein zentrales Element der nationalsozialistischen Repressionspolitik gegen die Juden war die "Arisierung". Darunter wird nicht nur der in den Jahren nach 1933 erfolgte tatsächliche Eigentumstransfer von "jüdischem" in "arischen" Besitz verstanden. Die Arisierung schloss vielmehr den gleichzeitigen Prozess der schrittweisen Verdrängung der Juden aus dem Wirtschaftsleben ein bzw. baute darauf auf. Arisierung war daher nicht nur ein komplexer politischer, sondern vor allem auch ein gesellschaftlicher Vorgang der kollektiven Beraubung der deutschen Juden. Die nationalsozialistische Herrschaft und insbesondere die "Arisierung" waren eine von den meisten Deutschen akzeptierte soziale Praxis, von der die deutsche nichtjüdische Gesellschaft durch alle Schichten in vielfältiger Weise profitierte.

Auch das Städtische Museum Göttingen hat sich die Notlage der jüdischen Bürger zunutze gemacht, um interessante Objekte zu erwerben. Unter dem Datum April 1938 sind im Eingangsbuch des Museums Möbel und andere Gegenstände eingetragen, die von Max Hahn verkauft worden waren. Obwohl das Museum die Möbel für einen halbwegs fairen Preis erwarb, handelt es sich zweifellos um Arisierung: Der Verkauf war nicht freiwillig, sondern erfolgte unter Ausnutzung der wachsenden wirtschaftlichen Notlage der Familie. Zur Zeit der Ankäufe waren die ehemals erfolgreichen Brüder Hahn als Folge der nationalsozialistischen Arisierungspolitik wirtschaftlich am Ende. Stadt, Sparkassen und Banken verweigerten Kredite, 1939 wurden ihre Unternehmen aufgelöst.

Auch bei den Hahns blieb es aber nicht beim wirtschaftlichen Ruin. Ziel der Nationalsozialisten war die physische Vernichtung der deutschen Juden. Beide Brüder und ihre Ehefrauen wurden nach der Reichspogromnacht im November 1938 verhaftet und in "Schutzhaft" genommen. Die Kinder beider Familien konnten ins Ausland emigrieren. Max und Gertrud Hahn verzogen 1940 nach Hamburg. Der Versuch, von dort ins rettende Ausland zu emigrieren, misslang allerdings. Im Dezember 1941 wurden sie nach Riga deportiert, wo Gertrud Hahn vermutlich unmittelbar nach der Ankunft verstarb. Max Hahn wurde wahrscheinlich am 26. März 1942 in der Nähe von Riga ermordet.

Die vom Städtischen Museum beantragte Gedenktafel wurde am 8. November 2014 am ehemaligen Wohnhaus des Ehepaars Hahn enthüllt. Auch die Rückgabe der im Museumsbesitz befindlichen Möbel und Gegenstände an die Familie Hahn erfolgte am 8. November 2014, sie verbleiben als Dauerleihgabe in Göttingen.


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