Willi Wehe

wurde am 19. Oktober 1894 in Einbeck geboren. Nach Verlassen der Schule verdiente Wehe sein Geld als Fabrikarbeiter. Seine letzte Beschäftigung hatte er als Erdarbeiter bei der Firma Müller in Göttingen im Jahr 1933. Wehe war verheiratet, zusammen mit seiner Frau Maria hatte er 6 Kinder im Alter von 2-11 Jahren.1

Willi Wehe und Gustav Grosse wurden am 9. Juni in Schutzhaft genommen. Sie standen im Verdacht, die Märzausgabe des illegalen Roten Stürmers aus Leipzig verbreitet zu haben. Sie wurden am 16. Juni wieder entlassen.2 Vor dem Schöffengericht Göttingen fand am 8. August ein Prozess gegen Grosse, Wehe, Peter Ortmanns und Heinrich Quentin wegen Verbreitung der o.g. Ausgabe des Roten Stürmers statt. Verurteilt wurden Grosse zu einer Gefängnisstrafe von einem Monat, Wehe und Ortmanns zu je drei Monaten. Quentin wurde freigesprochen.3 (Roter Stürmer Leipzig PDF)

Erst im September 1933 wandte sich die Staatsanwaltschaft Göttingen an das Strafgefängnis Hameln und kündigte die dreimonatige Gefängnisstrafe Wehes an.4 Der Strafantritt verzögerte sich noch einmal, da Wehe kein Geld für die Fahrt nach Hameln aufbringen konnte. Also wurde er Ende Dezember aufgefordert, seine Strafe ab dem 3.1.1934 im Göttinger Gerichtsgefängnis anzutreten.5 Von dort wurde er am 21. Januar per Sammeltransport in das Strafgefängnis Hameln überführt.6

Die drei Monate in Hameln verbrachte er ohne Beschäftigung. Seine Beurteilungen fielen durchaus günstig aus (führt sich gut und macht einen guten Eindruck).7 Am 3. April 1934 wurde er nach Göttingen entlassen.8



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Quellen:

Gefangenenkarteikarte Wille Wehe: Strafgefängnis Hameln. Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86 Hameln Acc. 143/90 Karteikarte Nr. 34/119.

Gefangenenpersonalakte Willi Wehe: Strafgefängnis Hameln. Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86 Hameln Acc. 143/90 Nr. 1565.

Verordnung über Verhängung des Ausnahmezustandes und Schutz der Republik: Schutzhaft. Stadtarchiv Göttingen, Pol. Dir. Göttingen, Fach 31a, Nr. 2, Bd. 1.



1Gefangenenpersonalakte Willi Wehe, S. 29, 31.1.1934 - Lebenslauf Wehe.

2Verordnung über Verhängung des Ausnahmezustandes und Schutz der Republik, S. 151v und 154, Bericht Ahlers, Schutzhäftlinge, vom 13. Juni 1933.

3Gefangenenpersonalakte Willi Wehe, S. 9, 23.11.1933 - Abschrift: Urteil gegen Grosse & Gen.

4Ebenda, S. 8, 24.11.1933 - Oberstaatsanwalt Göttingen an Strafgefängnis Hameln – Urteil Wehe.

5Ebenda, S. 18, 28.12.1933 - Staatsanwaltschaft Göttingen an Strafgefängnis Hameln – Wehe.

6Ebenda, S. 22, 6.1.1934 - Staatsanwaltschaft Göttingen an Gerichtsgefängnis.

7Ebenda, S. 5, 21.3.1934 - Tagesbeobachtung.

8Gefangenenkarteikarte Wille Wehe, S. 1.

Rainer Driever