Karl Schmalstieg

wurde am 3.4.1887 in Bremke geboren. Er wohnte in der Roten Straße.

Am 20. April 1933 wurde Schmalstieg in Schutzhaft genommen, weil er in der Gaststätte Engel den Ruf Heil Sieg im betrunkenen Zustand mit Heil Moskau kommentiert hatte.

Schmalstieg wurde zur KPD-Ortsgruppe gezählt und gehörte dem Kampfbund gegen den Faschismus an. Deshalb saß er Mitte Mai 1933 immer noch in Schutzhaft. Am 17. Mai schrieb er eine Eingabe. Er gab in seinem Brief an, sich der Tragweite seiner Worte Heil Moskau nicht bewusst gewesen zu sein. Zudem sei er, solange er in Göttingen wohne, nicht Mitglied der KPD gewesen und könne deshalb auch nicht ein Funktionär der Partei sein. Außerdem müsse seine Frau tagsüber arbeiten, um den Lebensunterhalt für die vier Kinder zu bestreiten. Durch seine Inhaftierung seien die Kinder nun vernachlässigt, auch müsse der Viertelmorgen Gartenland seiner Familie bearbeitete werden. Seine Frau habe dafür neben ihrer Arbeit keine Zeit und Kraft. Der Garten diene zur Aufrechterhaltung des Lebens und der Gesundheit seiner Familie.

Zum Schluss betonte Schmalstieg, dass er für seine leichtsinnig ausgesprochenen Wörter (...) bereits genug Buße getan habe. Aus den beschriebenen Gründen bat er um Entlassung aus der Schutzhaft.

Nach einer Verwarnung wurde Schmalstieg am 18. Mai 1933 aus der Schutzhaft entlassen.1



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Quelle:

Verächtlichmachung der Reichsregierung. Stadtarchiv Göttingen, Pol. Dir. Göttingen, Fach 31a, Nr. 8.



1Verächtlichmachung der Reichsregierung, S. 6–7, 17.5.1933, Eingabe Karl Schmalstieg wegen Schutzhaft.

Rainer Driever