Theodor Gassmann

wurde am 26.7.1898 in Springe am Deister geboren. Er war von Beruf Bäcker, arbeitete nach der Machtübertragung aber als Waldarbeiter. Gassmann wurde im Jahre 1920 Mitglied der KPD. In den 1920er Jahren war er politischer Leiter der Ortsgruppe Völksen und später des Unterbezirks Hameln-Springe, Referent der Bezirksleitung Hannover, Mitglied des erweiterten Vorstandes des Ortskartells Hannover und Gründer verschiedener Ortsgruppen und Stützpunkte der KPD im Wesergebiet zwischen Hameln und Rinteln.

Gassmann war Nachfolger von Paul Gmeiner, der von 1931 bis etwa Mitte 1932 Unterbezirksleiter der KPD in Göttingen war.1 Ab Sommer 1932 leitete er den Unterbezirk bis zu seiner Schutzhaft im Frühjahr 1933. Gassmann wurde ab Sommer 1933 im Konzentrationslager Moringen inhaftiert.2 Er kam im Februar 1934 wieder frei. Im Jahr 1935 nahm er in Göttingen Kontakt mit Else Siegel auf, die ihn wiederum mit den Eheleuten Karl und Luise Meyer bekanntmachte und den Kontakt zu Nikolaus Oberecken vermittelte.

Im Sommer 1937 wurde Gassmann erneut inhaftiert. Aus dem Gerichtsgefängnis Einbeck wurde er Anfang August 1937 nach Kassel transportiert, um im Prozess gegen sieben Göttinger Kommunisten (Meyer, Kuhn und andere) als Zeuge auszusagen. Die oben genannten Kontakte wurden in der Anklage als Wiederaufbau der illegalen KPD gewertet.3

Gassmann wurde in einem gesonderten Prozess, ebenfalls 1937, zu einer Strafe von 5 Jahren Zuchthaus wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt. Nach Ende der Haft wurde er in das KZ Sachsenhausen überführt. Dort beteiligte er sich an der politischen Arbeit der Kommunisten. 1944 wurde Gassmann zum SS-Sonderkommando Dirlewanger versetzt.4

Im Urteil der Entschädigungskammer vom November 1957 ist zu lesen: Bereits im September 1945 wurde Gassmann aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Er kehrte nach Deutschland zurück und baute als Organisationsleiter für Hannover Stadt die KPD wieder auf. Im Jahre 1946 besuchte er ½ Jahr lang die Karl-Marx-Schule in Liebenwalde und übernahm dann die politische Leitung des Kreises Hannover Stadt und Land. Er wurde Mitglied der Landesleitung. Als die Bezirksleitungen gebildet wurden, übernahm der Kläger (gemeint ist Theodor Gassmann. R.D)die Leitung Agitation und Propaganda, die er nach Auflösung der Bezirksleitungen im Kreis Hannover beibehielt. Während dieser Zeit wurde er des öfteren von der Landesleitung als Instrukteur eingesetzt, so im Hessischen Wahlkampf, im Ruhrgebiet und in der Streikbewegung in Nordhorn. Er war Ende 1951 hauptamtlicher Sekretär mit einem Monatsgehalt von 500,- DM und arbeitete als Instrukteur des Parteivorstandes (...).
Auch seine 1929 in die KPD eingetretene Ehefrau war Mitglied des Kreissekretariats Hannover und der Landesleitung der KPD. (...)
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In seinem Entschädigungsverfahren wurde festgehalten, dass der Antragsteller nach dem 23.5.1949 die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes bekämpft hat. Sein Antrag auf Entschädigung wurde abgelehnt, bereits erfolgte Zahlungen seit 1950 aber nicht zurückgefordert. Zwei, 1953 und 1956, gegen Gassmann durchgeführte Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Lüneburg wegen Staatsgefährdung bezw. Verdachts der Zugehörigkeit zur „Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft“ wurden eingestellt.6



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Quellen:

Entschädigungsakte Gassmann, Theodor: VVN Gassmann. Archiv des VVN-BdA Niedersachsen e.V., Fach 18, Nr. 131.

Fricke, August (1981): Erinnerungen, Begegnungen, Erfahrungen. Ein Beitrag zur Geschichte der niedersächsischen Arbeiterbewegung. Einbeck: Selbstverl.

KPD - Spezialakten betreffend die kommunistische Partei. Stadtarchiv Göttingen, Pol. Dir. Göttingen, Fach 155, Nr. 1a.

Nachlass des Arbeiters Karl Meyer, Göttingen: politische Haft. Stadtarchiv Göttingen, Kleine Erwerbungen Nr. 76.



1KPD - Spezialakten betreffend die kommunistische Partei, S. 276.

2Fricke 1981, S. 47.

3Nachlass des Arbeiters Karl Meyer, Göttingen, S. 1 / 03, Der Generalstaatsanwalt, O.Js. 284/36, Kassel, den 3. August 1937, Anklageschrift.

4Die SS-Sondereinheit Dirlewanger wurde ab Mai 1940 zunächst aus verurteilten Wilddieben im KZ Sachsenhausen zusammengestellt. 1944, als Gassmann zu der Sondereinheit abkommandiert wurde, bestand das Kommando außerdem aus 1200 KZ-Häftlingen. 1944 war das Kommando hauptsächlich in Weißrussland zum Kampf gegen Partisanen eingesetzt. Diese „Bandenbekämpfung“ richtete sich vorwiegend gegen russische Bauern und Juden, es kam zu zahlreichen Kriegsverbrechen und Erschießungen. https://de.wikipedia.org/wiki/SS-Sondereinheit_Dirlewanger, zuletzt am 2.12.2015.

5Entschädigungsakte Gassmann, S. 3–4, 27.11.1957 - Urteil Entschädigungskammer des Landgerichts Hannover - Entschädigungssache Theodor Gassmann.

6Ebenda, S. 1–2, 16.2.1957 Reg.Präs. Hannover Bescheid Entschädigungsverfahren Gassmann

Rainer Driever