Hulda Eglinsky

wurde am 24.3.1907 in Dingelstedt, Kreis Magdeburg, geboren. Sie war die Tochter des Bergmannes Friedrich Vogt. Die Familie zog Anfang der 1920er Jahre nach Bishausen, heute ein Ortsteil Nörten-Hardenbergs. Ihr Bruder Friedrich (geb. 1910) war wie ihr Vater in der Kommunistischen Partei aktiv. Dadurch lernte sie wahrscheinlich den sechs Jahre älteren Wilhelm Eglinsky kennen, der sich in der Ortsgruppe der KPD in Göttingen politisch engagierte. Beide waren 1933 bereits verlobt. Hulda Vogt war zwar nicht Parteimitglied, arbeitete aber für die Rote Hilfe.

Hulda Vogt wurde am 5.9.1933 auf dem Bahnhof von Nörten-Hardenberg verhaftet. Grund dafür war neben der polizeilichen Einschätzung ihrer politischen Überzeugung der Verdacht, dass sie in ihrem Koffer Flugblätter und Pistolen transportiere. Dies erwies sich schnell als falsch, trotzdem wurde sie im Gerichtsgefängnis in Northeim inhaftiert. Nach 14 Tagen wurde Hulda Vogt in das Konzentrationslager Moringen überführt. Dort blieb sie in Haft bis zur Weihnachtsamnestie am 24.12.1933.1

Ihr Verlobter, Wilhelm Eglinsky (Wilhelm Eglinsky) wurde einen Tag nach ihr verhaftet. Er wurde am 5.12.1933 vom Schöffengericht in Göttingen wegen Hochverrats zu einem Jahr Gefängnis verurteilt und erneut von August 1935 bis Februar 1945 als politischer Häftling in den Lagern Lichtenburg und Buchenwald inhaftiert.2 Huldas Bruder Friedrich (Friedrich Vogt) wurde am 8.5.1933 verhaftet und saß bis zum 30. Mai 1933 zunächst im Gerichtsgefängnis in Northeim. Von dort wurde er in das Konzentrationslager Moringen überführt. Mit Beginn der Auflösung der Männerabteilung wurde Friedrich Vogt in das Konzentrationslager Oranienburg überführt. Erst im Frühling 1934 war sein Prozess, nach verbüßter einmonatiger Gefängnishaft wurde er wiederum bis Ende des Jahres in Oranienburg inhaftiert.3 Huldas Vater Albert wurde am 20.1.1936 verhaftet und am 8.4.1936 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.4

Wilhelm Eglinsky und Hulda Vogt wollten Anfang 1934 heiraten. Dies gestaltete sich schwierig, da Eglinsky im Strafgefängnis Hameln saß. Die Hochzeit war bereits für den 9. September 1933 geplant, kurz vorher waren beide verhaftet worden. Eglinsky stellte einen Antrag auf Hafturlaub für die standesamtliche Trauung, dieser wurde im Januar 1934 abgelehnt, weil E. ein Politischer ist. Auf dem Ablehnungsschreiben wurde vermerkt: Trauung kann notfalls in Hameln stattfinden.5

Die Eheschließung fand nach der Entlassung Eglinskys im September 1934 statt. Hulda fand nach ihrer Haft in Moringen Arbeit im Aluminiumwerk (ALCAN). Sie war in den Jahren der Inhaftierung ihres Mannes unregelmäßigem, aber ständigem Druck durch die Stapo-Außendienststelle Göttingen ausgesetzt. Sie unterlag einer Meldepflicht und es wurde von ihr verlangt, sie solle sich von ihrem Mann scheiden lassen. Auch versuchte die Gestapo Auskünfte über ihre Familie zu erlangen. Zudem übernahm Hulda Eglinsky die Pflege ihrer Mutter.6 Während der Zeit bis Kriegsende war sie ständigen Diffamierungen und Beleidigungen ausgesetzt.7Dies alles belastete ihre Gesundheit erheblich.

Im Dezember 1945 und Mai 1947 wurden ihre Töchter Sonja und Vera in Göttingen geboren. Hulda Eglinsky beantragte eine Haftentschädigung aufgrund politischer Verfolgung, die ihr vom Kreissonderhilfssausschuss im Sommer 1950 gewährt wurde.8 Ihre Versuche, eine Geschädigtenrente geltend zu machen, wurden nach einem längeren Verfahren 1958 von der Landesregierung abgelehnt.9 Ihr Mann Wilhelm wurde 1955 erneut zu drei Jahren Haft verurteilt. Er starb an den Folgen seiner zahlreichen Gefängnisaufenthalte am 4.3.1964.10

Anfang der 1970er Jahre beantragte Hulda Eglinsky die Gewährung eines Härteausgleichs, der ebenfalls abgelehnt wurde.11



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Quellen:

Augenzeugenbefragung Friedrich Vogt (13.01.1977). Stadtarchiv Göttingen, Dep. 77 I, Nr. 98.

Entschädigungsakte Eglinsky, Willi: VVN - Eglinsky. Archiv des VVN-BdA Niedersachsen e.V., Fach 12, Nr. 96.

Gefangenenpersonalakte Wilhelm Franke: Gerichtsgefängnis Hannover. Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86a Hannover Acc. 2000/057 Nr. 239.

Gefangenenpersonalakte Willi Eglinsky: Strafgefängnis Hameln. Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86 Hameln Acc. 143/90 Nr. 1503.



1Entschädigungsakte Eglinsky, S. 20–21, 25.7.1950, Kreissondeshilfsausschuss Göttingen - Haftentschädigung Hulda Eglinsky.

2Ebenda, S. 3–4.

3Augenzeugenbefragung Friedrich Vogt, 13.01.1977, S. 5, 8, 9.

4Gefangenenpersonalakte Wilhelm Franke, S. 14, 8.4.1936, Urteil des Strafsenats des Oberlandesgerichts Kassel gegen Franke u.a., Urteil S. 4.

5Gefangenenpersonalakte Willi Eglinsky, S. 27, Januar 1934 – Antrag Eglinsky auf Hafturlaub wegen Verheiratung.

6Entschädigungsakte Eglinsky, S. 7, VVN an Reg.Präs. Antrag Wiedergutmachung Hulda Eglinsky.

7Ebenda, S. 6.

8Ebenda, S. 20–21, 25.7.1950, Kreissonderhilfsausschuss Göttingen - Haftentschädigung Hulda Eglinsky.

9Ebenda, S. 2.

10Ebenda, S. 7, VVN an Reg.Präs. Antrag Wiedergutmachung Hulda Eglinsky.

11Ebenda, S. 2.

Rainer Driever