Internationaler Bund der Opfer des Krieges und der Arbeit

Die Ortsgruppe des Bundes wurde im Frühjahr 1931 gegründet, sein Büro hatte er in der Johannisstr. 23-24. Bei der Gründungsversammlung waren etwa 10 Personen anwesend, vorwiegend aus Göttinger KPD-Kreisen. In der Versammlung sprach Oskar Glaeser, der Bundesleiter des Gaues Hannover. Aufgabe des Bundes war vor allem die kostenlose Rechtsberatung, diese wurden im Büro in der Johannisstraße ab Februar 1932 geleistet. Geleitet wurde der Bund zunächst von Gustav Grosse (Gustav Grosse).1

Die Mitgliederzahl erhöhte sich in der Folgezeit nicht wesentlich. Der Bund veranstaltete mindestens eine öffentliche und einige interne Mitgliederversammlungen, die von nicht mehr als 30 Leuten besucht wurden.2 Am 12. August 1932 wurde unter anderem in der Buchhandlung des Internationalen Bundes der Opfer des Krieges und der Arbeit, in der Johannisstraße 24, eine Haussuchung durchgeführt. Dabei wurde umfangreiches Material beschlagnahmt. Wichtig für die Polizei waren dabei z.B. die Druckschrift Mobilmachung, zwei Einzeichnungslisten für den Antifaschistischen Kampfbund, die Besonderen Reichslinien zur Organisation der Antifaschistischen Aktion und ein Schreiben An die Genossen Instrukteure.3

Vorsitzender des Bundes ab November 1932 war der Buchhändlers Hans Leicher (Hans Leicher). Nach Beobachtungen der Polizei bildete das Büro inzwischen die Zentrale der Göttinger KPD, in der auch der Rote Stürmer auslag.4 Hans Leicher tauchte Ende Februar 1933 unter, seine Nachfolge trat Gustav Grosse an, der in der Zwischenzeit den Posten eines Kassierers versehen hatte.

Hans Leicher war Literaturobmann in der Göttinger KPD-Ortsgruppe und seit April 1932 als Rechtsberater für den Bund tätig. Die Leihbibliothek des Bundes bzw. der KPD-Ortsgruppe wurde von ihm verwaltet, sie bestand überwiegend aus seinen eigenen Büchern.5

Der Bund wurde als Nebenorganisation der KPD im Frühjahr 1933 mit aufgelöst.



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Quellen:

KPD - Spezialakten betreffend die kommunistische Partei. Stadtarchiv Göttingen, Pol. Dir., Fach 155, Nr. 1a.

KPD Göttingen - Buchhändler Hans Leicher. Stadtarchiv Göttingen, Pol. Dir., Fach 155, Nr. 12.

Politische Vereinigungen, Bd. 1. Stadtarchiv Göttingen, Pol. Dir., Fach 153, Nr. 1, Bd. 1.



1KPD - Spezialakten betreffend die kommunistische Partei, S. 63.

2Politische Vereinigungen, S. 461, 8.4.1937 - Krim.Abt. an Stapo-Stelle Hildesheim - Pazifistische und demokratische Parteien und Verbände.

3KPD - Spezialakten betreffend die kommunistische Partei, S. 68-68v, Ortspolizei Bericht Durchsuchungen, 12.8.1932.

4Ebenda, S. 64-64v, Ortspolizei Bericht: Internationaler Bund der Opfer des Krieges und der Arbeit, Geschäftsstelle Göttingen, 10.1932.

5KPD Göttingen - Buchhändler Hans Leicher, S. unpag. 10, Vorgeführt: Hans Leicher, 4.9.1933.

Rainer Driever