Stationen der Stadtgeschichte

1525 - Göttingen wird Zufluchtsstätte im Bauernkrieg

Das 16. Jahrhundert war wohl eines der unruhigsten in der deutschen Geschichte. Neben der kulturellen Umwälzung durch Renaissance und Humanismus, den zahlreichen Kriegen und dem großen, von Martin Luther ausgelösten Glaubensstreit wühlte der Bauernkrieg der Jahre 1524/25 die Menschen auf. Von dieser Bewegung, die durch eine Verbindung wirtschaftlicher, sozialer und religiöser Ursachen ausgelöst worden war, blieb Göttingen selbst zwar verschont. In Thüringen aber, und damit in unmittelbarer Nachbarschaft, erhoben sich unter der Führung von Thomas Müntzer die Bauern.

Wie überall richtete sich der Zorn der Aufständischen vor allem gegen Kirchen und Klöster. Das bekam auch das am Südharz gelegene Zisterzienserkloster Walkenried zu spüren, das um Ostern 1525 von den Bauern geplündert wurde. Abt Paulus und seine Mönche flohen nach Göttingen. Dass sie hier Zuflucht suchten, war kein Zufall. Seit dem frühen 14. Jahrhundert hatte Walkenried nicht nur den Zehnten in der Göttinger Feldmark, sondern auch ausgedehnten Grundbesitz innerhalb der Stadtmauern erworben. Der "Walkenrieder Hof", in dem sich die vertriebenen Mönche aufgehalten haben werden, lag unmittelbar östlich der Paulinerkirche zwischen der heutigen Prinzen- und Paulinerstraße. Seit 1476 gehörte zu den klösterlichen Besitzungen auch der "Walkenrieder Schäferhof" an der Kurzen Geismarstraße südlich der "Hempelgasse", dessen Gelände in die neuen Planungen für das Lünemann-Areal einbezogen ist.

So wie überall endete der Bauernkrieg auch in Thüringen mit einem blutigen Sieg der Fürsten in der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525. Abt Paulus und seine Mönche konnten anschließend in ihr stark zerstörtes Kloster zurückkehren.

Fassade des Lünemann-Areals, Kurze-Geismar-Str, mit dem Pächterwohnhaus des Walkenrieder Schäferhofes (1838/39, Rundbogenstil)

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