Johann Heinrich Voß (1751 - 1826)

Jurist

Gedenktafel

Johann Heinrich Voß 20.2.1751 Sommersdorf bei Waren (Mecklenburg) - 29.3.1826 Heidelberg. Studium zunächst der Theologie, dann der Klassischen Philologie in Göttingen (imm. 5.5.1772, theol.) bei Christian Gottlob Heyne. Zusammen mit seinem Freund und späterem Schwager Heinrich Christian Boie hat er 1772 wesentlichen Anteil an der Gründung des Dichterbundes »Göttinger Hain«. 1775 übernahm er von Boie die Redaktion des »Göttinger Musenalmanachs«, den er von 1776 bis 1800 von Hamburg aus als »Vossischen Musenalmanach« weiter herausgab. V., aus ärmsten Verhältnissen stammend, schlug sich als Student an Freitischen, mit Stipendien, Sprachunterricht und Übersetzungen durch; Georg Christoph Lichtenberg hat ihn deshalb und wegen seiner Methode, möglichst auch klanglichmusikalisch kongruent zu übersetzen, verspottet: »To bäh, or not to bäh?«. 1778 Rektor in Otterndorf (Elbe), 1782 vom Grafen Friedrich zu Stolberg-Stolberg, einem Freund aus der Zeit des Göttinger Hain, als Rektor des Gymnasiums nach Eutin berufen, wo er sich mit den Übersetzungen antiker Klassiker, besonders aber der »Odyssee« als »deutscher Homer« (1781), einen Namen machte. Populär wurde auch seine Versidylle »Luise«, in der das Bürgertum des 19. Jahrhunderts seinen Werte- und Bildungskanon verkörpert sah. 1802 Privatdozent in Jena, 1805 Professor in Heidelberg. - In dem seiner Zeit eigenen freien Ton schrieb der junge V. am 31.1.1774 an seine Braut Ernestine: »Göttingen ist ein recht ungesunder Ort. Wir liegen hier als in einem Keßel von Bergen, beständig unter Nebel und Regen. Die Dänen sollen ja wegen ihres Clima so dumm seyn; die Göttinger sinds wahrlich auch. Sie liegen wie die Schweine in ihrem sumpfigen Lager, und mästen sich mit Kartoffeln.«

V. wohnte als Student von 1772 bis 1775 zusammen mit Boie bei dem Bier- und Branntweinschenker Johann Philipp Frankenfeld, Barfüßerstraße 16, wo als Gast der jungen Dichter auch der von ihnen verehrte Friedrich Klopstock einkehrte. In diesen »Bardei« genannten Räumen fanden auch die wöchentlichen Zusammenkünfte des Hainbundes statt.

Die Gedenktafel wurde 1890 von Frau H. Riecke, geb. Boedeker, gestiftet und am Haus des Fabrikanten Rosenbauer, Barfüßerstraße 16, angebracht.

(Beispieltext aus dem Buch "Göttinger Gedenktafeln")

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