Kurt Reidemeister (1893 - 1971)

Mathematiker

Gedenktafel

Kurt Reidemeister wurde am 13. Oktober 1893 in Braunschweig geboren. Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums studierte er ab 1912 Philosophie und Mathematik in Freiburg i. Br., wechselte zunächst nach Marburg, dann nach Göttingen. Unterbrochen von einem Einsatz als Kriegsfreiwilliger von 1914 bis 1918, beendete Reidemeister sein Studium 1920 in Göttingen und wurde 1921 in Hamburg über ein Thema der algebraischen Zahlentheorie promoviert. 1922 nahm er eine außerordentliche Professur an der Universität Wien an und folgte 1925 einem Ruf als ordentlicher Professor an die Albertina in Königsberg. Obwohl nicht jüdischer Herkunft, wurde er dort 1933 entlassen, weil er gegen die zunehmende nationalsozialistische Agitation rechter Studenten Stellung bezogen hatte, konnte jedoch 1934 eine Professur in Marburg annehmen. 1949 folgte er für zwei Jahre einer Einladung an das Institute for Advanced Study in Princeton und wechselte 1955 als ordentlicher Professor nach Göttingen, wo er 1962 emeritiert wurde. Kurt Reidemeister starb am 8. Juli 1971 in Göttingen.

Reidemeister erlangte globale Bekanntheit durch seine Arbeiten zur kombinatorischen Topologie, zur Wissenschaftsgeschichte und zur Philosophie der Mathematik. Die Georg-August-Universität zählt Reidemeister auf Ihrer Internetseite zu den "Historische[n] Persönlichkeiten Göttingens in der Mathematik". Reidemeister kam Anfang der zwanziger Jahre in Hamburg mit Blaschkes Differentialgeometrie in Berührung, was prägend werden sollte: die Geometrie wurde sein eigentliches mathematisches Forschungsgebiet. Seine Untersuchungen erstrecken sich auf die Grundlagen der Geometrie und der kombinatorischen Topologie, seine 1932 erschienene Knotentheorie galt jahrzehntelang als Standardwerk. Viele der behandelten Fragestellungen fanden bei den Topologen erst in den sechziger Jahren ein größeres Interesse, die Anregungen indes kamen von Reidemeister. Die Reidemeistertorsion, die im Anschluss an die Arbeiten Reidemeisters gefunden wurde, spielte dabei eine zentrale Rolle.

Über die Mathematik hinaus interessierte sich Reidemeister für philosophische sowie literarische Themen und widmete sich insbesondere der Erkennungstheorie und der Philosophie. In Wien (1922-1925) fand er Kontakt zu dem "Wiener Kreis". Er veröffentlichte unter anderem mehrere Abhandlungen philosophischen Inhalts sowie zahlreiche Beiträge für Hermann Nohls Zeitschrift "Die Sammlung".


Impressum