Heinrich Heines Harzreise


Wie die meisten Göttinger Studenten unternahm auch Heinrich Heine eine Reise in den Harz, zu der er am 12. oder 13. September 1824 in Göttingen aufbrach. Seine vierwöchige Wanderung führte ihn über den Harz nach Weimar (Besuch bei Goethe) und über Erfurt, Eisenach, Kassel zurück nach Göttingen.

Gleich nach seiner Rückkehr hat Heine den Bericht über den ersten Teil seiner Reise (bis zum Abstieg vom Brocken) niedergeschrieben. Im Frühjahr 1826 erfolgte ein von der Zensur verstümmelter erster Abdruck des Textes in der Zeitschrift Gesellschafter. In "anständigerer Form" wurde die Harzreise dann dem 1826 erschienenen ersten Teil der Reisebilder einverleibt. Die Harzreise erlebte zu Heines Lebzeiten im Rahmen der Reisebilder fünf Auflagen, eine Separatausgabe, verschiedene Teilnachdrucke sowie mehrere Übersetzungen ins Französische. Vor allem der Abschnitt über Göttingen am Anfang der Harzreise hat wegen seiner Brillanz und Schärfe besonderes Aufsehen erregt und wurde in den Zeitungen der Zeit immer wieder nachgedruckt.

Heines Reisebilder widersprechen völlig dem bis dahin bekannten Typus der Reiseliteratur. Auf Abrundung und Abgeschlossenheit der Komposition legt Heine keinen Wert. Vielmehr bietet er ein "zusammengewürfeltes Lappenwerk" von Reiseeindrücken aus bewußt subjektiver Perspektive und nutzt dabei die Möglichkeit, über die Darstellung des Fremden in indirekter Weise auf die deutschen Verhältnisse zu sprechen zu kommen. Eine ganze Generation oppositioneller und unter dem Druck der Zensur leidender junger Schriftsteller folgte später seinem Beispiel und nutzte die Reiseliteratur als ein "Vehikel des Ideenschmuggels".

Mit den Reisebildern gelang Heine der literarische Durchbruch. Von der moralisierenden und konservativen Kritik zumeist scharf angegriffen, fand er bei seinen Lesern, wie die verschiedenen Auflagen zeigen, durchaus Anklang. Durch Übersetzungen wurde Heine auch dem europäischen Publikum bekannt. Insbesondere in Frankreich galt er zeitlebens zunächst als Autor der "Tableaux de voyages".

Reisebilder, Erster Theil, Zweyte Auflage, 1830


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