Chronik für das Jahr 1951

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1. Juli 1951

Am 1. und 2. Juli veranstalteten die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden die "Göttinger Missionstage 1951", in die am 2. Juli die Jahrestagung des Südhannoverschen Missionsdienstes eingeschlossen war.

4. Juli 1951

In der Nacht zum 28. Juni wurde auf der Fahrt nach Rittmarshausen der Göttinger Taxichauffeur Georg Czaja, ein Ostflüchtling, von dem 16 jährigen Joachim-Herbert Rzepka (auch ein Ostflüchtling) ermordet und beraubt, der das Auto in Göttingen zu einer Fahrt nach Rittmarshausen genommen hatte. Unter großer Beteiligung fand heute die Beerdigung des Ermordeten hier statt. Aus diesem Anlaß ruhte heute von 10.40 bis 12 Uhr der gesamte Taxi- und Mietwagenverkehr in Göttingen. Für die Witwe und unmündigen Kinder des Opfers dieses gemeinen Raubmordes erließen Oberbürgermeister Föge und Oberstadtdirektor Schmidt einen Spenden-Aufruf an die Bevölkerung.

5. Juli 1951

Hochbetagt starb im Bremke die Tausenden von ehemaligen Göttinger Studenten als "Mutter Jütte" bestens bekannte Frau Anna Jütte, Inhaberin der zumal in früheren Jahrzehnten von der Göttinger Studentenschaft vielbesuchten Gastwirtschaft in Bremke.

8. Juli 1951

Auch in diesem Jahr wurde auf dem Rohnsweg wieder das sogenannte "Seifenkisten-Rennen", ein Fahren mit motorlosen Kinder-Autos, ausgetragen. Sieger wurde - wie im Vorjahr - der 12 jährige Heinz Henning Marth.

Die Voigt-Schule (Mittelschule für Jungen) beging ihr 75 jähriges Bestehen mit einem Fest in ihrem Waldheim am Warteberg.

9. Juli 1951

Vier Mitglieder der Göttinger Sektion des Deutschen Alpen-Vereins verließen heute Göttingen zu einer viermonatigen Forschungsreise in das Atlasgebirge nach Nordafrika.

14. Juli 1951

Im Rahmen der Politisch-Historischen Vorlesungsreihe der Universität sprach in der überfüllten Aula heute Abend der Regierenden Bürgermeister von Berlin, Professor Reuter, über das Thema "Die Wiedergewinnung der deutschen Einheit".

Heute begann wieder das traditionelle Schützenfest der Göttinger Bürgerschützengesellschaft, die jetzt 559 Jahre besteht. Die als Volksfest allbeliebten Belustigungen werden bis zum 22. Juli dauern. Bei dem offiziellen Ausmarsch der Schützen zum Festplatz beteiligen sich zum ersten Mal der Oberbürgermeister und Oberstadtdirektor an der Spitze des Zuges.

Der bisherige Leiter des Polizei-Abschnitts Göttingen-Stadt, Polizei-Oberinspektor Hilpert, ist auf Androhung des niedersächsischen Ministers des Innern nach Hannover versetzt worden.

20. Juli 1951

In der heutigen Sitzung beschloß der Rat, die zwischen Reinhäuser Landstraße, der Kantstraße und Geismar Landstraße wie von dort zum Lohberg anzulegenden Straßen nach ostdeutschen, durch den Zusammenbruch 1945 verloren begangenen Städten zu benennen. Es wird daher dort eine Elbinger, Danziger, Tilsiter, Königsberger, Görlitzer und Breslauer Straße wie einen Allensteiner, Insterburger, Marienburger, Hirschberger, Liegnitzer und Gleiwitzer Weg geben. Durch diese Benennung der Straßen eines neuerstehenden Stadtviertels soll die Verbundenheit Göttingens mit dem deutschen Osten bezeugt werden.

25. Juli 1951

Auf Anordnung des Niedersächsischen Ministers des Innern veranstalteten auswärtige Polizeikräfte in Göttingen Haussuchungen in studentischen Verbindungshäusern, Gaststätten und Studentenwohnungen, zur Feststellung, ob in Göttingen Mensuren geschlagen werden. Die Razzia geschah ohne Kenntnis der hiesigen Polizei, auch waren Rektor und Senat der Universität davon nicht benachrichtigt. Der Vorgang ist in der Universität, der Studentenschaft wie in der Bevölkerung lebhaft beachtet worden. Die Gegensätze zwischen Anhängern und Gegnern eines Wiederauflebens der alten studentischen Korporationen, zumal des Farbentragens und Mensurfechtens, sind Gegenstand vieler heftiger Diskussionen gewesen.

28. Juli 1951

Aus Anlaß des 100. Stiftungsfestes der Göttinger Burschenschaft "Germania" hielten die früher im Schwarzburg-Bund zusammengeschlossenen und jetzt wiedererstandenen studentischen Verbindungen und Altherren-Verbände die erste Tagung seit Kriegsende ab, deren Aufgabe die Neugründung des Bundes war.

Der neuerstandene Schwarzburg-Bund sucht nach neuen Wegen und Formen studentischer Gemeinschaft, er verwirft Duell, Mensur und Trinkzwang. Als beachtlich ist die Tatsache zu vermerken, daß an der Gründungsversammlung auch Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes teilnahmen.


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