Chronik für das Jahr 1951

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1. Januar 1951

Zum ersten Mal seit 1945 wurde die Silvesternacht wieder in der hier altgewohnten Weise mit Feuerwerks-Schüssen begangen, die das mitternächtliche Geläute der Kirchenglocken oft übertönten. Bisher war das Abfeuern solcher Schüsse von der britischen Besatzungsmacht verboten gewesen.

Das Oberversicherungsamt Hildesheim hat mit Wirkung vom heutigen Tag die Vereinigung der Landeskrankenkasse für den Stadtkreis Göttingen mit der Allgemeinen Ortskrankenkasse für die Stadt Göttingen verfügt.

2. Januar 1951

Das Stadtbadehaus, das aus Kohlenmangel seit längerem geschlossen war, ist von heute ab wieder geöffnet. Die Schwimmhalle muß wegen der sehr ernsten Kohlenknappheit allerdings auch weiterhin geschlossen bleiben.

Im gesamten Bundesgebiet ist zur Einsparung von Kohle die Lichtreklame der Geschäfte bis zum 31. März verboten worden. Schaufenster und Schaukästen dürfen nur von einer halben Stunde vor Ladenöffnung an bis zu einer halben Stunde nach Ladenschluß beleuchtet sein.

Die angespannte Lage auf dem Kohlenmarkt hat die Stadtverwaltung genötigt, die wegen der Kohlennot schon vom 15. Dezember bis zum 8. Januar ausgedehnten Weihnachtsferien der Schulen noch bis zum 20. Januar einschließlich zu verlängern und den vollen Unterricht erst am 22. Januar wieder zu beginnen. Während dieser "Kohlenferien" erhalten die Schüler und Schülerinnen Hausaufgaben gestellt.

6. Januar 1951

Heute wurde das Richtefest des 92 Meter hohen Mastes des Senders Göttingen auf der Höhe bei Nikolausberg begangen. Die schwierigen Bauarbeiten haben knapp sechs Wochen beansprucht. In Betrieb kommt der Sendemast erst in einigen Wochen, zur Zeit sendet Göttingen noch über eine Behelfsantenne.

11. Januar 1951

Der Aufsichtsrat der Theater-Gesellschaft erklärte in einer Zuschrift an die Göttinger Zeitungen sich außerstande, das Orchester des "Deutschen Theaters" in der nächsten Spielzeit wieder zu verpflichten. Als Grund dieser folgenschweren Maßnahme wird nicht ausreichender Besuch der Symphonie-Konzerte des Orchesters angegeben. Wird das Orchester nicht wieder verpflichtet, so werden für die Zukunft in Göttingen Orchester-Konzerte nicht mehr stattfinden können. Diese Mitteilung hat in der ausgesprochen musikfreudigen Stadt große Bestürzung hervorgerufen, die sich in zahlreichen Zeitungs-Aufsätzen äußerte und Gegengründe zur Sprache brachte. Die seit jener Bekanntmachung veranstalteten Symphonie-Konzerte konnten sich ganz besonders guten Besuchen und demonstrativen Beifalls erfreuen.

12. Januar 1951

Im 88. Lebensjahr verschied Kaufmann Friedrich Wedemeyer, der Senior der Göttinger Sozialdemokratie. In den Tagen der Revolution im November 1918 hat er sich als Leiter des Soldaten- und Volksrates um die Erhaltung von Ruhe und Ordnung hier verdient gemacht und ist von 1919 bis 1933 als ehrenamtlicher Senator seiner Vaterstadt Göttingen tätig gewesen.

13. Januar 1951

Vor einer großen Zahl von Ehrengästen aus allen Teilen Deutschlands eröffnete der Landesinnungsmeister die neu begründete Schuhmacher-Fachschule in einem Block der ehemaligen Kasernen in der Geismar-Landstraße. Der Plan der Errichtung einer solchen Fachschule für Niedersachsen und Mitteldeutschland wurde bereits vor 13 Jahren gefaßt, konnte aber der durch Krieg und Nachkriegszeit bedingten Schwierigkeiten halber erst jetzt verwirklicht werden. Die neue Schule soll vor allem der Ausbildung orthopädischer Schuhmacher dienen.

19. Januar 1951

Im Sitzungssaal des Rathauses begann heute eine Konferenz der Kulturminister der elf Länder der Bundesrepublik und West-Berlins, an der auch Vertreter der Bundesregierung teilnahmen.

20. Januar 1951

Kurdirektoren und Verkehrsfachleute aus Westdeutschland traten hier zu einer vorbereitenden Satzungsversammlung für die Gründung eines Berufsverbandes der Bäder- und Fremdenverkehrs-Fachleute zusammen.

24. Januar 1951

Eine Theatervorstellung besonderer Art veranstaltete das Arbeitsamt Göttingen. Es hatte 120 Erwerbslose zu einer Aufführung des Schauspiels "Die Vergessenen" eingeladen, die von den ebenfalls arbeitslosen Künstlern des "Intimen Theaters" in der Diele des Arbeitsamtes gegeben wurde.

28. Januar 1951

Professor Dr. Karl Reitmüller verstarb im Alter von 86 Jahren. Er hat im Jahre 1894 ein zunächst privat betriebenes zahnärztliches Institut hier errichtet, das im Jahre 1900 dann von der Universität übernommen worden ist.

Am gleichen Tag verschied 81 jährig Reichsbahn-Werkmeister außer Dienst Gustav Ickler, der von 1912 bis 1918 den Wahlkreis Göttingen-Münden-Duderstadt im Reichstag vertreten hat.

30. Januar 1951

In Gegenwart zahlreicher Ehrengäste aus der Stadt, dem Kreis wie von weiter her beging die Kreissparkasse das Richtefest der neuen großen Kassenhalle auf ihrem Grundstück des einstigen Hotels "Zur Krone" in der Weender Straße. Der Bau war mit den Fahnen der Bundesrepublik, der Stadt und des Kreises geschmückt.


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