Chronik für das Jahr 1948

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Statistik

11. November 1948

In der Albanikirche führte Landesbischof D. Dr. Lilje-Hannover den neuen evangelischen Studentenpfarrer Dieter Andersen in sein Amt ein.

Am gleichen Tag übergab der Bischof das von der schwedischen Familie Kempe gestiftete Wohnheim am Kreuzbergring an die evangelische Studentengemeinde. Das Heim (eine Wohnbaracke) soll auf Wunsch der Stifter 26 junge Theologen und Naturwissenschaftler aufnehmen.

17. November 1948

Die kleine alt-katholische Gemeinde Göttingen, die durch Zuzug von schlesischen und sudetendeutschen Vertriebenen vermehrt worden ist, hielt im Gemeindesaal der St. Albani-Gemeinde zum ersten Mal einen Gottesdienst ab. Die Göttinger alt-katholische Gemeinde gehört zum Diaspora-Pfarramt Nordhessen, zur Zeit in Frankfurt am Main. Die Seelenzahl der kleinen Gemeinde (mehrheitlich Diasporanen außerhalb der Stadt) beträgt zur Zeit 38.

18. November 1948

Der PEN-Club, die bedeutende internationale Schriftsteller-Vereinigung, hielt vom 18. bis 20. November im Göttinger Rathaus eine Tagung ab, auf der die Deutschlandgruppe der Vereinigung nach dem Zusammenbruch neu gegründet worden ist. Den Vorsitz der Tagung führte Professor Dr. Friedmann-London.

21. November 1948

Der Zirkus "Apollo", der bereits im Oktober des Jahres 1947 in die Halle 55 des einstigen Göttinger Flugplatzes zur Überwinterung eingerückt war, kehrte nach Abschluß seiner Sommer-Tournee wieder dorthin ins Winterquartier zurück.

22. November 1948

Der Rat der Stadt Göttingen trat zu seiner letzten Sitzung vor den Gemeindewahlen zusammen. Dabei wurde einstimmig eine Entschließung gegen die von der britischen Militär-Regierung angeordneten Sprengung von Hallen des ehemaligen Fliegerhorstes gefaßt. Diese Demontage unterbinden die Pläne der Stadtverwaltung, diese Hallen zur Unterbringung neue industrieller Betriebe zu verwenden, wodurch der Stadt neue Steuerquellen erschlossen werden könnten. Trotz aller Bemühungen war den Bestrebungen der Stadtverwaltung kein Erfolg beschieden, die Sprengungen sind durchgeführt worden, andere Hallen sollen demontiert werden.

Auf dringende Vorstellungen von Stadt und Universität ist die Versorgung Göttingens mit elektrischem Strom ein wenig aufgebessert worden. Trotzdem bleibt sie nach wie vor völlig unzulänglich und legt erhebliche Einschränkungen für Haushalte, Wirtschaftsbetriebe wie Forschungsinstitute auf. Göttingen ist auch weiterhin die mit elektrischem Strom am schlechtesten versorgte Stadt Niedersachsens. Auch die Wasserversorgung ist durch die rigorosen Abschaltungen durchschnittlich um 40 von Hundert gesunken. Die höher gelegenen Stadtteile haben daher oft bis gegen Mitternacht kein Wasser. Es besteht infolgedessen große Gefahr bei etwa ausbrechenden Bränden.

28. November 1948

Heute fanden die Wahlen zum Rat der Stadt Göttingen statt. Die Beteiligung war nur sehr geringen: von 54.271 Berechtigten wählten 29.818 = 54,9 von Hundert. Ungültig waren 1233 Stimmen.

ParteiStimmenSitze1946
Freie Demokratische Partei31.345159
Sozialdemokratische Partei25.2201220
Christlich-Demokratische Union14.58763
Deutsche Rechts-Partei7.91030
Kommunistische Partei2.66311

Ratsherren der FDP:

  • Föge, Rechtsanwalt und Notar
  • Ickler, Oberlokomotivführer
  • von Fumetti, Justizminister a. D.
  • Dr. Siemsen, Amtsgerichtsrat a. D.
  • Kohlbacher, Geschäftsführer
  • Hedergott, cand.jur.
  • Dawe, Baumeister
  • Dr. Merbt, Geo-Physiker
  • Dr. Tollmien, Universitätsprofessor
    (nahm die Wahl nicht an, an seine Stelle trat Fräulein Dr. Vogt)
  • Berringer, Stadtbaudirektor a. D.
  • Fricke, Bauunternehmer
  • Dr. Rosemann, Universitätsprofessor
  • Dr. Reichardt, Physiker
  • Dr. Link, Oberstudienrat i. R.
  • Becker, Spediteur

Ratsherren der SPD:

  • Ische, Invalide
  • Fuchs, Werkmeister
  • Arnholdt, Verlagsleiter
    (der bisherige Oberbürgermeister, der mit 1568 die meisten Stimmen auf sich vereinigte)
  • Gerkens, Angestellter
  • Körber, Gewerkschaftssekretär
  • Rogge, Geschäftsführer
  • Kraft, Parteisekretär
  • Dr. Gläß, Dozent
  • Wittorf, Vollziehungsbeamter a. D.
  • Peuster, Kaufmännischer Leiter
  • Werder, Assessor
  • Dr. Hubert, Ärztin

Ratsherren der CDU:

  • Dr. Trillhaas, Universitätsprofessor
  • Berger, Kaufmann
  • Dr. Bretschneider, Physiker
  • Berg, Sozialleiter
  • Fock, Syndikus
  • Horstmann, Anni

Ratsherren der DRP:

  • Schlüter, Kriminalkommissar a. D.
  • Narten, Fabrikant
  • Dr. Bürgers, Universitätsprofessor

Ratsherren der KPD:

  • Ellermeier, Bauaufseher

Im Landkreis Göttingen, wo eine Wahlbeteiligung von 78 von Hundert festzustellen war, wurden in den Kreistag gewählt: SPD: 17 (1946: 34), CDU: 5 (2), Deutsche Partei: 5 (3), FDP: 6 (0).

Auch bei den Gemeindewahlen im Landkreis zeigte sich das gleiche Bild eines entschiedenen Anwachsens der nicht-sozialistischen Stimmen.


1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Statistik


Impressum